Abbau bestehender Barrieren

PD Dr. Tanja Sappok
Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Berlin

Abbau von Barrieren für Menschen
mit Autismus im Gesundheitswesen

 

Für den Zugang und den Umgang mit autistischen Menschen im Gesundheitswesen ist es erforderlich, dass die für sie bestehenden Barrieren abgebaut werden. Besonders entscheidend ist nach Einschätzung Betroffener der Bereich Kommunikation. Hier kann es helfen, mit autistischen Patienten über ihr Spezialinteresse in ein Gespräch zu kommen und so einen Gesprächsbeginn einzuleiten und das Befinden einzuschätzen. Wichtig ist, offene Fragen an die Patienten zu vermeiden und Zeit für Rückfragen anzubieten. Für die Beschreibung von z.B. Intensitäten können Skalierungshilfen gegeben werden (zum Bespiel von 1 bis 10 für Schmerzen, Abstand von einer Wand zur anderen, Lineal). Die Kommunikation erfolgt klarer mit wenigen, einfachen und genauen Worten, die konkret bleiben. Ironie, Redewendungen und Witze verwirren Menschen mit Autismus. Es können visuelle Hilfen wie Piktogramme oder Objekte genutzt werden und es hilft oft, einen reduzierten Blickkontakt mit Menschen mit Autismus zu akzeptieren. Wichtige Untersuchungsergebnisse können schriftlich gegeben werden.

 

Im praktischen Umgang mit Menschen mit Autismus kann eine Terminvergabe per E-Mail ermöglicht werden, weil Telefonieren den meisten Betroffenen sehr schwer fällt. Es können Randtermine vergeben werden und ein separater Warteraum oder ein Warten auf den Termin außerhalb der Praxis kann ermöglicht werden. Für viele Menschen mit Autismus ist es sehr hilfreich, eine vertraute Bezugsperson mit zu dem Termin zu bitten, so lassen sich auch Missverständnisse schneller aufklären. Motorische Stereotypien sind als solche zu erkennen und zu tolerieren. Sie dienen der Selbstregulation. Kontext und Sinn der Untersuchung kann explizit und vorher erklärt werden, z.B. an einem Bild oder einer Puppe oder auch an einer Bezugsperson. Körperliche Berührungen können soweit wie möglich vermieden werden oder zumindest angekündigt werden. Wichtig ist auch, spezifische Phobien z.B. vor Spritzen zu berücksichtigen und den Beginn, die Dauer und das Ende einer Untersuchung oder Behandlung klar zu definieren.