2008 Open Space Konferenz

Netzwerk Autismus vor der Gründung
Hannoversche Konferenz gibt Startsignal

Dokumenation und Fotos der LVG Niedersachsen
Tagungsflyer Hannover als PDF-Datei

2008 - Hannover Wachtel

Foto: LAG

Hannover (hal) Obwohl das Problem Autismus mehr und mehr in das öffentlich Bewusstsein vorrückt, stehen die betroffenen Familien immer noch vor einem kaum zu durchdringenden Zuständigkeitswirrwarr, vorausgesetzt die notwendige und richtige Diagnose wird überhaupt frühzeitig gestellt. Für die Angehörigen, aber auch für die Lehrer und Betreuer ist es in Niedersachsen schwer an verlässliche Informationen zu gelangen; noch schwerer ist es, eine geeignete und bereite Schule zu finden, die diesen Kindern eine Bildungschance eröffnet.

Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Autismus hat jetzt in Kooperation mit der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. zu einer Konferenz in die Henriettenstiftung Hannover eingeladen. Über hundert Teilnehmer aus allen Regionen Niedersachsens, Angehörige, Therapeuten, Lehrer sowie Mitarbeiter sozialer Dienste und von Landkreisen, waren nach Hannover gekommen, um sich in einer Open-Space-Konferenz der grundlegenden Problemstellungen bewusst zu werden. Während der Begrüßung ging Dr. Peter Wachtel vom Niedersächsischen Kultusministerium auf die Situation im Lande ein. Besonders die Suche nach der richtigen Schulform bleibe ein Problem. „Niedersachsen ist nicht rückständig – ein bisschen hat sich schon getan“, stellt er nicht gerade überzeugend in Anwesenheit einiger Vertreter der Landespolitik fest.

„Abgestimmte Förderplanung sollte Ausgangsbasis für Hilfen sein“

Die Angebote in den Förderschulen im Förderschwerpunkt Emotional/Sozial seien oft kaum geeignet, den Anforderung zu entsprechen. Ein Problem sei die Zuständigkeitsfrage (welche Schule/welcher Kostenträger) unverändert. Lösungen müssten sich am Einzelbedarf orientieren, am besten auf der Basis eines individuellen abgestimmten Förderplanes. Der Aufbau eines Netzwerkes könne da für alle Beteiligten von großer Bedeutung sein, so Wachtel.

In 13 offenen Arbeitsgruppen wurde dann besprochen und analysiert, was funktioniert und was nicht. Dabei wurde die Situation bei notwendiger Schulbegleitung ebenso unter die Lupe genommen, wie die Lehrerausbildung, die Unterstützung im Schulalltag oder auch die Diagnostik und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Eines wurde dabei überdeutlich: Es gibt in Niedersachsen keine klaren Strukturen, sich auch nur einen halbwegs qualifizierten Überblick zu verschaffen. Die Ratlosigkeit trifft dabei besonders die Familien, die je nach Region mal besser oder schlechter gestellt sind, was Beratung oder Schulangebote angeht. Informationen und Hilfen muss jeder sich selbst erkämpfen, häufig ist der Austausch unter den Familien die beste Nachrichtenplattform. Die unterschiedlichen Arbeitsgemeinschaften und Selbsthilfegruppen leisten vieles, sind aber schon aufgrund ihrer regionalen Ausrichtung und Ehrenamtlichkeit, nur eingeschränkt kompetent. Oft hilft nur der Rechtsweg, um den behinderten Kindern zu ihrem Recht zu verhelfen. Dabei dürfte es nach neuesten Berechnungen in Niedersachsen über 9.000 Kinder geben, die mit autismusspezifischen Behinderungen leben müssen.

Netzwerk Autismus kommt  

Die Arbeitsergebnisse der Konferenz werden jetzt noch einmal ausgewertet und so aufbereitet werden, dass konkrete Forderungen formuliert werden können. Für die Sprecherin der LAG Erika Weber, Walsrode, und das Organisationsteam steht nach der Konferenz aber fest, dass es höchste Zeit ist, dass Netzwerk zu gründen. „Das Netzwerk kann auch helfen, Autismus früher zu erkennen und Förderkonzepte gezielter einzuwenden“, so Weber. Geplant ist zunächst der Aufbau eines Internetportals, über das Informationen ausgetauscht und vermittelt werden können.

Für weitere Rückfragen steht Erika Weber,

E-Mail: LAG@Autismus-Niedersachsen.de zur Verfügung.

Fototext: Dr. Peter Wachtel begrüßt die Konferenzteilnehmer im Henriettenstift Hannover.
Die rund 100 Teilnehmer sind sich einig: Ein Informationsnetzwerk ist nötig,
um den Familien bei der Suche nach Hilfen behilflich zu sein. (Foto: lag)

Dokumenation

Die Dokumentation sowie die Fotogalerie zur Veranstaltung können Sie auf der Homepage der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin e. V. unter diesem externen Link herunterladen.